Zu einer geistlichen Kirchenrevovierung hat Pater Bernhard Grom in seiner gereimten Faschingspredigt am Faschingssonntag 2015 in St. Lorenz aufgerufen.
Das Lesen lohnt auch noch in der Fastenzeit.

 

Ob Frau, ob Mann – ein jeder spürt:
Sankt Lorenz wird total saniert.
An Dach und Wand kann man schon seh’n,
wie kraftvoll neue Winde weh’n.
Das Renovierungsteam bringt Schwung,
verbreitet Baubegeisterung.
Sie will auch mich mit Macht erfassen,
bei Tag und Nacht nicht von mir lassen.
Wie die Propheten seh’ ich schon
im Geiste eine Vision:
Ich höre Papst Franziskus sagen:
Ihr könnt mit mir die Zukunft wagen.
Als Sinnbild nehm’t dies Werk rundum
für geistige Erneuerung.

1. Ihr habt das Fundament umhegt,
dass es nicht mehr im Wasser steht.
Ein Hinweis sei’s, dass ihr auch pflegt
die Zukunftsbasis der Pfarrei –
die Jugend drum ein Schwerpunkt sei.
Lasst eure Kinder euren Glauben
schon mit der Muttermilch einsaugen.
Schaut mal nach ihren Reli-Noten,
versucht, gesprächsweis’ auszuloten,
ob sie die Erstkommunion versteh’n,
lasst sie zu den Messdienern geh’n.
Von ihren SMS-Nachrichten
soll’n ein Prozent an Gott sie richten
in einem täglichen Gebet.
Die Jugend, wie ihr alle wisst,
das Fundament der Zukunft ist.

2. Lichtgrau (nicht mausgrau) die Mauer ist bemalt.
Dies mag ein Zeichen sein, dass strahlt
die Kirche, wenn ihr Image neu.
Wenn Roms Synode ohne Scheu
streicht manche allzu engen Normen
und zulässt nötige Reformen.
Wenn leuchten positive Ziele
im Geiste unserer Konzile.
Froh, ohne Sauerampfer-Miene
Klerus und Laie Menschen diene,
in Gottes Weinberg ohne Prunk,
die Frobotschaft im Mittelpunkt.

3. Im Pfarrbrief und auf Ansichtskarten
und andern neuen Medienarten
zeigt ihr geschickt „verborgene Schätze“,
wer denkt da nicht an Mozarts Sätze:
„Dies Bildnis ist bezaubernd schön.“
Als hätte ich’s noch nie geseh’n,
nehm’ ich ein Foto in die Hand,
such’ am Altar und an der Wand
den Engel, der mich hat entzückt:
Er ist so klein und so entrückt –
auf die Vergröß’rung kommt es an
und welch’ Detail man sehen kann.
So ist’s auch wenn die Weisheitsschätze
der Bibel flieh’n auf ferne Plätze
in unserm Geist und unserm Sinn.
Da sollten wir – das sei empfohlen –
mit Zoom sie näher zu uns holen.
Ob Glaubenskurs, Besinnungstage,
Artikel, Bücher, ohne Frage,
auch einfach mal die Bibel lesen –
dies lässt manch alten Schatz entdecken,
der in uns Freude kann erwecken.
Lesen und Denken sind zwei Gefährten,
die fröhlich und wirksam die Dummheit gefährden.
Manch’ Weisheit, die tönt wie der letzte Schrei,
steht längst in der Bibel und ist gar nicht neu.

4. Auch ’s Giebelkreuz ist renoviert,
sein goldner Glanz den Bau jetzt ziert.
Dies lehrt uns, dass auch unser Glaube
dem Wind, dem Wetter und dem Staube
ist ausgesetzt und korrodiert,
wenn man nichts tut, ihn nicht saniert.
Wir hatten doch gewiss einmal
ein hehres Jugendideal:
Wir wollten eine bess’re Welt –
wie ist es jetzt darum bestellt?
Der Dichter warnt uns, wenn er sagt:
„Es ist nicht schön, wenn man begreift:
Du bist nur gealtert, du bist nicht gereift.
Es ist nicht gut, wenn man bemerkt:
Die Zeit hat nur deine Schwächen verstärkt.“
Drum lasst mit Sandstrahl allen Rost
entfernen – was es uns auch kost’,
und dann versuchen unser Best’:
neu Gold auflegen wetterfest.

5. Ihr habt schon lang die Empore gestützt –
auch dies ist ein Bild für etwas, das nützt
bei einer geistigen Renovierung:
Unterstützt stets das, was darüber ertönt
und die Gottesdienste belebt und verschönt.
Ob Orgel, ob Chöre, Gemeindegesang –
sie befördern und schmeicheln mit ihrem Klang
ins tiefere Seelen- und Herzensreich,
was mit Worten oft nur den Kopf erreicht:
Musik wird glaubensstark empfunden,
wenn sie mit Geist und Herz verbunden.
Es betet doppelt, wer da singt,
auch wenn’s nicht wie Netrepko klingt.
Ob Schubert, Mozart oder Pop,
wenn’s Inhalt hat, ist’s nie ein Flop.
Wer gern was Bodenständ’ges probt,
nehm ’s Bayernlied im Gotteslob.

Die Renovierung draußen und drin,
ist baulich und geistlich ein großer Gewinn.
Der Vorschlag, pro Monat ’ne Spende zu buchen,
verlockt mich und will mich gewaltig versuchen.
Ich weiß nur nicht, welche biblische Zahl
für die Rate wär’ die richtige Wahl:
10 Euro entsprechend den 10 Geboten?
12 Euro für Apostel, die Glaubensboten?
Wie wäre es denn mit der Brotvermehrung:
Da erhielten 5 000 die Heimwegzehrung?
Sind 5000 Euro pro Monat zu viel?
Wohl kaum für so ein erhabenes Ziel.
Ich frag meinen Chef und ist er bereit –
dann komme ich wieder und sag’ euch Bescheid.

P. Bernhard Grom

 

 

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