Im Rahmen der Kirchenrenovierung in St. Lorenz gab es einen Kurzvortrag mit viel Interessantem zu den Glocken – Charlotte Schnitzler hat für den Pfarrbrief im Advent 2017 einen Atrikel dazu verfasst:

Kling, Glöckchen, klingelingeling…

In der Adventszeit kann man an das bekannte Weihnachtskinderlied denken, wenn man das Wort „Glocke“ hört, doch vielen Gottesdienstbesuchern von St. Lorenz geht es seit dem 8. Oktober 2017 anders. Seitdem assoziieren sie mit dem Wort „Glocke“ den hochinteressanten Vortrag des Glockensachverständigen der Erzdiözese München-Freising, Gerald Fischer, der nach dem Erntedankgottesdienst einen kurzen Einblick in die Geschichte der Kirchenglocken gab und die Läuteordnung für St. Lorenz vorstellte.

Viel Neues war zu erfahren; so wurden im Kirchenlatein des Mittelalters die Glocken als „signa ecclesiae“ (Zeichen der Kirche) bezeichnet. Ursprünglich sind sie also Signalinstrumente. Das Signal, das sie liefern, ist entweder der Ruf zum Gottesdienst, oder sie zeigen auf, welcher Teil der Liturgie gerade im Gottesdienst vollzogen wird.
Aber noch mehr gab es zu erfahren; so ist beispielsweise der Ton, den ein menschliches Ohr bei einem Glockenschlag zu hören meint, aus einer Fülle von Partialtönen zusammengesetzt, die durch Stimmgabeln in der Glocke nachweisbar sind. Da St. Lorenz vier verschiedene Glocken besitzt (nämlich mit den Nominalen, also gehörten Tönen, d1, f1, g1 und b1), ergeben sich daraus verschiedene Läut-Kombinationsmöglichkeiten, die je nach Anlass zum Tragen kommen und die in der Läuteordnung für St. Lorenz festgelegt sind.

So werden beispielsweise zum Te Deum die Glocken mit den Nominalen d1, f1 und g1 geläutet, Trauergeläut hingegen besteht aus den Nominalen d1, g1 und b1. Viele Gottesdienstbesucher waren verblüfft, wie viele unterschiedliche Läutarten es doch gibt; und seit diesem spannenden Vortrag wird der eine oder andere sicher mit ganz besonderem Interesse den Kirchenglocken lauschen.

 

 


Die damals in dem Artikel in Ausssicht gestellten Klangbeispiele hat Herr Ralf Müller inzwischen realisiert in dem er die Glocken aufgenommen und uns die Aufnahmen zur Verfügung gestellt hat.

In der ersten Tabelle unten finden Sie zu unseren vier Glocken – nach aufsteigender Tonhöhe nummeriert.

Wie jede Glocke für sich klingt können sie hier nachhören:

St. Laurentius

Libera-Glocke

Marien-Glocke

St. Emmeram

Das schon im Text erwähnte Te Deum (zu Hochfesten im Jahreskreis) beginnt mit der dritten Glocke, die zweite und erste Glocke folgen.


Die aktuelle Läuteordnung läßt sich auch recht gut als Tabelle darstellen – alle blauen Hervorhebungen führen Sie zu den entsprechenden Aufnahmen:

Anlass 1 2 3 4  
Hochfeste, bes. Anlässe

z.B. Firmung, Erstkommunion…

x x x x TeDeumGloria (Plenum)
Sonntage im Jahreskreis   x x x Gloria
Werktage im Jahreskreis     x x „Lumen Christi“ (hoch)
Sonntage Adventszeit   x   x Quart-Motiv („Wach auf!“)
Sonntage Fastenzeit x x     „Lumen Christi“ (tief)
Werktage Advent-/Fastenzeit   x x   „Pax vobis“ bzw. „Requiem“
Te Deum / Hochfeste (Jk) x x x   Te Deum
Trauergeläute x   x x Molldreiklang (mit Gl. 1 beginnend)
Angelus (~ 8°°, 12°°, 18°°)     x   Marien-Glocke
oder Angelus 12°° (ad. lib)   x     Libera-Glocke
Abendl. Nachläuten zum Totengedenken       x St. Emmeram

(historische Glocke von 1906)

Freitag 15°° x     St. Laurentius
Wandlungsläuten an Hochfesten x x   Gl. 1 bzw. Gl. 2 im Jahreskreis
     
Samstag 15°° (1. Vesper vom So.)       Motiv des nächsten Tages

 


Wohl den meisten Oberföhringern sehr vertraut, wenn auch nicht Teil der Läuteordnung, ist natürlich der Uhrschlag der ersten und zweiten Glocke.