Diakon Benno Saruba – Interview von Günther Lindinger zum Abschied aus dem miteinander Sommer 2015

Die Vielfalt von St. Lorenz und St. Tho­mas habe ich immer sehr geschätzt.
Diakon SarubaDiakon Saruba
Ber enno Saruba (47) ist seit sechs Jahren als Diakon bei uns tätig. Davor war er bei uns bereits viele Jahre ehrenamtlich aktiv, unter anderem im Kindergottes­dienstkreis, als Erstkommuniongruppenleiter, Lektor und Kommunionhelfer. Seinen ursprünglichen Beruf als Projektmanager in der Medienbranche (ProSie­ben) hat er aufgegeben, um sich ganz in den Dienst der Kirche zu stellen. Jetzt verlässt Benno Saruba uns und wird ab 1. Sep­tember eine Diakonstelle in der Stadtkirche Germe­ring antreten. Die neue Stelle liegt wesentlich näher zum Wohnort seiner Familie (mit seiner Frau Amilia hat er zwei Kinder) in Pasing.

Für St. Thomas / St. Lorenz wird es einen neuen Diakon geben, den wir Ihnen im nächsten Pfarrbrief vorstellen werden.

Lieber Benno, Dein Weg zum Diakon war kein „gerader“. Wie lief das? Wie hast Du zum Glauben gefunden?
Sind es nicht gerade die Unebenheiten und Wendungen, die das Leben ausmachen? Meine entscheidende Berufungserfahrung war die Zeit einer sehr schweren und langen Erkrankung eines mir sehr nahe stehenden Menschen. In dieser Zeit der Unsicherheit und der Hilflosigkeit lernte ich, übrigens gemeinsam mit meiner Frau Amilia, die Kraftquelle des Gebetes kennen. Der Mensch, für den wir beteten, wurde am Ende tatsächlich wieder gesund. Diese Zeit ging nicht spurlos an mir vorüber. Immer mehr entstand in meinem Herzen ein inneres Drängen, dass ich diese Lebenserfahrung in meinem Leben fruchtbar werden lassen und auch mit anderen Menschen teilen sollte. Nach und nach, nach unzähligen Überlegungen, vielen Gebeten und intensiven Gesprächen mit meiner Frau Amilia reifte dann die Entscheidung, dass ich tatsäch­lich Diakon werden könnte. Noch heute bin ich manchmal verblüfft darüber, dass es in meinem Leben wirklich so gekommen ist.

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Diakon Benno Saruba in seinem Büro von St. Lorenz.

Zwölf Jahre lang hast Du ja mit Deiner Familie bei uns in Oberföhring gelebt. Was bedeutet das für Dich?
In der Tat ist Oberföhring für mich ein ganz besonderer Ort. Hier habe ich meine Familie gegründet. Hier wurden meine beiden Kinder getauft, hier gingen sie zum St. Lorenzer Kin­dergarten, hier haben sie Erstkommunion gefei­ert und waren Ministranten. In St. Lorenz habe ich an der Seite von Pfr. Bienlein meine ersten Schritte als Diakon versucht. Doch auch St. Thomas ist mir altem „Lorenzer“ inzwischen wirklich ans Herz gewachsen. Die Jahre, in denen ich gemeinsam mit meinen Kindern am Altar dienen durfte – ich als Diakon und meine Kinder als Ministranten – waren für mich Zeiten außergewöhnlicher Gnade, die nur wenigen Menschen vergönnt ist.
Was hat Dir in St. Lorenz und St. Thomas besonders gut gefallen?
Zu meinem Verständnis von Katholizität gehört die Einheit in der Vielfalt und die Idee vom Globalen und Allumfassenden. Pfarreien mit allzu einseitiger kirchenpolitischer Ausrichtung sind nicht meine Sache – egal ob konservative Bollwerke oder reformistische Speerspitzen.Die Vielfalt von St. Lorenz und St. Thomas habe ich immer sehr geschätzt – von der altehrwür­digen Fronleichnamsprozession bis hin zum extravaganten Casino-Abend, von stiller Anbe­tung bis hin zu lebendigen Familiengottesdiens­ten, von Glaubenskursen bis hin zu Umweltzerti­fikaten – alles ist geboten. Und am Sonntag feiern dennoch alle gemeinsam Gottesdienst.

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Diakon Benno Saruba nach Lesung des Evangeliums in St. Lorenz.

Was war Dein schönstes Erlebnis in der Gemeinde?
Oh, es gibt so viele davon! Welches soll ich nur auswählen? Dass ich am 3. Oktober 2009 unter großer Anteilnahme der Gemeinde tatsächlichzum Diakon geweiht wurde; dass ich Sonntag für Sonntag im Evangelium das Wort Gottes verkünden und immer wieder auch in der Predigt auslegen darf; dass ich als Diakon in der Osternacht die Osterkerze in die dunkle Kirche tragen darf; dass ich bei jeder Erst­kommunion in Dutzende glückliche Kinderau­gen blicken darf; dass ich bei Taufen Gottes Freude und bei Beerdigungen Gottes Trost vermitteln darf; dass ich nach langen Diskus­sionen und redaktionellen Flügelkämpfen das erste gedruckte Exemplar des Pfarrverband­briefes „miteinander“ in Händen halten durf­te; dass mir einige nette Gemeindemitglieder vor drei Jahren ein schickes Faltrad schenkte, um mir meine lange Anreise aus Pasing zu erleichtern; dass wir die Gänsehaut am Körper spürten, als wir nach stundenlanger nächt­licher Fußwallfahrt Altötting erreichten; dass mir strahlende Kindergartenkinder entgegen­rennen, wenn ich Freitags in den Kinder- garten gehe; dass mir Schulkinder aus meinen Religionsklassen auf der Straße zuwinken – auch solche, die ich noch nie in der Kirche gesehen habe; dass ich vor einigen Wochen eine Person begleiten durfte, um nach über zehn Jahren wieder in die Kirche einzutreten; dass mir vor wenigen Tagen ein Kind in der Oberföhringer Grundschule mit traurigem Ge­sicht sagte: Ich möchte nicht, dass Sie weg­gehen. Ich bin voller Dankbarkeit für die große Anzahl an sehr bewegenden und schönen Momenten, die mir mein Amt ermöglicht.
Was hat Dich eher „negativ“ nachdenklich gemacht? Was war schwer? Was wolltest Du noch „verändern“?
Seit ich Diakon bin, habe ich schon oft gesagt: Es ist alles sehr schön – es sollte nur etwas weniger sein. Als normaler Kirchgänger machtman sich kaum eine Vorstellung, wie viel Arbeit und wie viel Zeit man im Hintergrund aufwenden muss, damit der Pfarrverband gut läuft. Seit ich Diakon bin, arbeite ich Woche für Woche sehr viel mehr Stunden als ich es zuvor in der Privatwirtschaft getan habe, wo ich auch eine durchaus verantwortungsvolle Stelle innehatte. In besonders arbeitsintensiven Phasen schwin­det dann manchmal auch – und ganz zu Recht – der Rückhalt, den ich ansonsten in meiner Familie genieße. Da die meisten Arbeiten im Hintergrund oder zu später Stunde in kleinen Arbeitskreisen geschehen und da sie zudem auch noch in zwei verschiedenen Pfarreien gestreut sind, sind sie für Gemeindemitglieder oft nicht transparent. Bei mir kommt dann noch meine weite Anreise aus Pasing dazu, seit ich mit meiner Familie dorthin gezogen bin.

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Diakon Benno Saruba im Pfarrgarten.

Warum bist Du eigentlich von Oberföhring weggezo­gen?
Ja, das war ein Streich, den mir das Leben gespielt hat. Von 2009 bis 2012 war ich Dia­kon mit Zivilberuf – als solcher belegte ichkeine pfarreiliche Planstelle. Als ich mich 2012 tatsächlich zum Diakon im Hauptberuf veränderte, brauchte ich eine pfarreiliche Plan­stelle. Diese war aber weder in St. Lorenz noch in St. Thomas in Sicht. In jener Zeit war ich mit meiner Frau gerade auf Wohnungssuche, da unsere Oberföhringer Wohnung leider ein Kinderzimmer zu wenig hatte. In der festen Erwartung, dass ich ohnehin meine Dienstpfar­rei wechseln muss, suchten wir dann in ganz München. Dass es ausgerechnet Pasing am anderen Ende der Stadt wurde, war eher Zufall. Kurz darauf wurde in St. Thomas überraschend eine Stelle frei. Doch so ist das Leben.
Was nimmst Du Dir für Deine neue Gemeinde vor?
Ich bin nur ein einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn – diese Worte von Papst Benedikt sind auch meine geworden. Wenn ich durch meinen bescheidenen Dienst die Menschen in ihrem Glauben und in ihrer Lebensfreude bestärken kann, dann ist es die Mühe wert.
Was gibst Du Deinem Nachfolger mit auf den Weg?
Zunächst einmal freue ich mich sehr, dass es überhaupt einen Nachfolger für mich gibt! Denn wenn ich hier eine klaffende Lücke hinterlas­sen würde, hätte ich mit schlechtem Gewissen gehen müssen. Ich bin überzeugt, dass mein Nachfolger in einen sehr gut aufgestellten Pfarr­verband mit vielen wunderbaren und enga­gierten Menschen und einem sehr guten Seel­sorgerteam kommt. Konkret wünsche ich ihm, dass sein Dienst niemals zum Aktionismus wird, sondern stets im Glauben verwurzelt bleibt.

Bilder: Uwe Marx