Jeder Heide, jeder Christ
weiß wohl, was Kosmetik ist.
Jeder Mensch, ob Mann, ob Weib,
tut ja etwas für den Leib.
Wäscht und salbt sich Haupt und Glieder,
feilt die Nägel hin und wieder,
lässt sich schick die Haare schneiden,
will auch mit Geschmack sich kleiden. –
Leider lassen’s viele fehlen
an Kosmetik für die Seelen.
Drum komm ich als Fachmann heute,
lasst euch raten, liebe Leute.

Zur Seele:
Wenn die Seele sanft erwacht,
morgens zwischen fünf und acht,
braucht sie Stärkung für den Tag.
Drum empfehl‘ ich gegen Sorgen:
Grüßt beim Aufsteh‘n Gott am Morgen.
Das schafft Power, richtet auf,
gibt ‘nen Kick dem Tageslauf.
Packt die Arbeit euch am Kragen,
rebellieren Herz und Magen,
läuft die Galle, kocht das Blut:
Hier tun Stoßgebete gut.
Sie sind „Balsam auf die Schnelle“
Für manch wunde Seelenstelle.
Abends nach des Tages Plage
braucht der Mensch ganz ohne Frage
noch den Seufzer „Gott sei Dank!“
Er hilft wie ein Schlaf-gut-Trank.

Manche Leichenbittermiene,
mancher Trauerflor-Blick ginge
rasch aus unserem Gesicht,
wär’n wir nur darauf erpicht,
stets an Sonn- und Feiertagen
uns zum Gottesdienst zu wagen,
bei Gebet und mit Gesang
abzuschütteln, was macht bang.

Will die Haltung dir erschlaffen,
möchtest du dich neu aufraffen,
wär’n am besten ohne Frag‘
Exerzitien im Alltag.
Sie vermitteln Kraft und Schwung,
fachen an Begeisterung.
Dies ist ihr geheimer Charme –
das schafft keine Schönheitsfarm.

Was macht schön, was macht gesund?
Geh’n wir dem mal auf den Grund:
Haut, Figur und Duft sind Themen,
deren wir uns woll’n annehmen,
um zu finden, was so nötig:
eine Geistliche Kosmetik.

Zur Haut:
Willst du wissen, welch Gemisch
deine Haut hält jung und frisch?
Welche Salben und Tinkturen
tilgen Stress- und Altersspuren,
Akne, Schuppen, Pigmentflecken,
die den Schöngeist so erschrecken? –
Nun, wer freundlich, hilfsbereit,
aller Ichsucht abgeneigt,
Hilfsbedürftigen ist Stütze,
Freunden, Nachbarn oftmals nütze,
sich ‘nem Helferkreis schließt an,
und daran sich freuen kann,
sich ein Ehrenamt zutraut –
der wird eine „gute Haut“.
Diese wirkt von innen tief
auf die andern attraktiv.
Gute Haut strahlt tatenfroh
ohne Bräunungsstudio.
Ohne Make-up ist sie schön,
jeder möcht‘ sie oftmals seh’n.

Lässt Humor sie auch noch walten,
glätten rasch sich alle Falten.
Ohne nächtliche Kompresse,
ohne Gurken, ohne Kresse,
ohne Arnica-Extrakt
spannt sich gute Haut im Takt
jeder Lachbewegung neu.
Schau genau, dass es dich freu‘:
Der Mundwinkel Abwärtstrend
wird nach oben umgewend’t.
Alle Züge werden heiter,
geben Frohbotschaft uns weiter.
Gute Haut, die lacht, ist top –
kriegst sie nicht im Beauty Shop.
Und so ist die Bergespredigt
ein Geheimtipp der Kosmetik.

Zur Figur:
Auch zur Idealfigur
weist die Bibel dir die Spur.
Wozu ‘s Doppelkinn absaugen,
durch Diät sich Pfunde rauben,
Fastenkuren absolvieren,
sich die Nase korrigieren?
Sich in enge Hosen quälen,
seinen Bauch durch Tuch verhehlen? –
Denk nur täglich, dass doch gilt:
„Du bist Gottes Ebenbild.“
Dies gibt deinem ganzen Sein
zeitlos gültiges Design.
Ziehst du daraus deine Würde,
trägst du jedes Makels Bürde.
Dein Gewissen, dein Gefühl
formt sich täglich das Profil,
das die zehn Gebot‘ vorgeben
und als Model Jesu Leben.
So wirst du dich nie verbiegen
und dem Zeitgeist nicht erliegen;
keine krummen Dinger drehen,
sondern g’rade Wege gehen;
übst mit Stolz ein Leben lang
Haltung und aufrechten Gang.
Hältst in Wahrheit stets auf Linie
rückgratstark wie eine Pinie.
Und verfehlst du mal die Norm –
Reue bringt dich neu in Form.

Ohne Jogging und Massagen,
ohne Bauchtanz und Bandagen,
wirkt aus innerer Gestaltung,
was Charakter gibt und Haltung,
Traumfigur mitsamt Keepsmiling –
kriegst es nicht durch Körperstyling.
Innen liegt dies Fitnesscenter,
Recht und Güte sind die Spender.
Und so ist die Bergespredigt
ein Geheimtipp der Kosmetik.

Zum Duft:
‘s ist schon immer so gewesen:
Menschen sind auch Schnupperwesen,
folgen oft in hohem Maße
dem Instinkte ihrer Nase.
Doch, was tun, wenn sie uns meiden,
weil wir scharfen Schweiß ausscheiden,
der die Sinne tief erschreckt?
Oder wenn man Abscheu weckt
Durch des Mundgeruches Hauch,
widerlich wie Gas und Rauch?
Helfen Spray und Deocreme,
wenn die Sache wird extrem?
Hilft das: Nur mit Duschsalz baden,
Deostift auf Fuß und Waden?

Mag schon sein, du armer Wicht.
Doch vergiss auch bitte nicht:
Dich umweht schon längst wie Luft
heil’gen Chrisam-Öles Duft.
Seit der Firmung will’s dich stärken,
Antrieb sein des Geistes Werken.
Seine Früchte möcht‘ es nähren
ihnen Wachstumskraft bescheren:
Freude, Friede, Freundlichkeit –
bist du dazu echt bereit,
kann ein jeder dich gut riechen,
will sich niemand mehr verkriechen,
wenn du sprichst und Hände drückst.
Freude, Friede, Freundlichkeit
macht beliebt dich weit und breit,
gibt dir schon zur Lebenszeit
den Geruch der Heiligkeit.
Diesen Duft, den ich hier rühm‘,
den verleiht dir kein Parfüm –
Kölnisch Wasser nicht noch Puder,
selbst wenn nähmst du ganze Fuder.
Keine Körperlotionen
können dies Aroma klonen.
Freude, Friede, Freundlichkeit,
diese Geist-Dreieinigkeit,
lässt wie Rosenöl die Seele
duften, dass ihr nichts mehr fehle.
Und so ist die Bergespredigt
Ein Geheimtipp der Kosmetik.

Wenn ihr seht, dass unsre Bibel
ist die beste Schönheitsfibel,
wenn ihr eifrig praktiziert,
was ich euch hab‘ expliziert,
lasst zum Schluss noch eins anmahnen,
meidet bitte falsche Bahnen:
Unser Glaube – es klingt herb –
schließt aus Schönheitswettbewerb.
„Spieglein, Spieglein an der Wand –
wer ist der Tugendschönste im Land?“
Solche eitlen Spinnereien
können unsern Herrn nicht freuen.
Ihm gefallen alle Seelen,
die zu seinem Volk sich zählen.